Magdalena Jetelovás Skulptur Steig/Výstup erhebt sich mit neun markanten Stufen vierzehn Meter in die Höhe und ist südlich der Pax-Christi-Kirche auf einer Rasenfläche installiert. Trotz ihres Gewichts von rund 40 Tonnen wirkt die Arbeit durch ihre schlanke Silhouette und starke Neigung überraschend leicht, scheint den Gesetzen der Schwerkraft zu trotzen. Auch das Material verweist auf Prozesse der Transformation: Jetelová fertigte zunächst ein Modell in Originalgröße aus Styropor, das sie grob mit der Säge bearbeitete. Die so entstandenen Einschnitte und Kerbungen blieben im Gussverfahren sichtbar und verleihen der Eisenskulptur eine poröse, beinahe fragile Oberfläche; die sich rasch ausbildende rostbraune Patina des Sphärogusses wiederum erinnert visuell an verwittertes Holz.
Die Arbeit hebt klassische Gegensätze auf: Ein klarer Anfang oder ein definiertes Ende ist in Steig nicht auszumachen, Spuren des Entstehungsprozesses sind bewusst sichtbar belassen – ein zentrales Merkmal von Jetelovás künstlerischer Praxis –, sodass Prozess und Ergebnis untrennbar miteinander verbunden sind. Auch Fragilität und Massivität, Gegenständlichkeit und Abstraktion überlagern und durchdringen sich.
Die Skulptur geht auf eine einfache Holztreppe zurück, die Magdalena Jetelová in ihrem Prager Ateliergarten aufgestellt hatte und bei ihrer Übersiedlung in den Westen zurücklassen musste. Auf Anregung von Pfarrer Maßen entstand aus dieser biografisch aufgeladenen Erinnerung die Idee, das frühere Werk in veränderter Materialität, jedoch in ursprünglicher Form neu zu realisieren. Insofern handelt es sich bei Steig um eine Auftragsarbeit, die 2005 ausgeführt und von Pax Christi erworben wurde.
Jetelová selbst verstand die Treppenstruktur nicht als religiöses Symbol, sondern als Sinnbild für einen Ausstieg aus der von ihr als bedrückend empfundenen politischen Realität des Kommunismus. Durch ihre Platzierung im kirchlichen Raum jedoch öffnet sich die Skulptur weiteren Lesarten, wird zum offenen Zeichen für Aufbruch, Übergang und die Fragilität des Dazwischen.